Freestyle in Kitzbühel – Ein neuer Lifestyle am Rande der Streif

Logo Freestyle in Kitzbühel – Ein neuer Lifestyle am Rande der Streif
30.10.2014, 09:59
Logo Freestyle in Kitzbühel – Ein neuer Lifestyle am Rande der Streif

Kitzbühel, weltberühmt als Mekka des alpinen Wintersports. Doch Kitzbühel hat auch in Sachen Freestyle einiges zu bieten! Wir haben einen Redakteur und eine Filmcrew losgeschickt, um für euch die blühende Kitzbüheler Freestyle-Szene samt ihrem Hotspot, dem Snowpark Hanglalm, zu besuchen, und mit den prägenden Personen der Szene zu sprechen.

Das Weiß der mächtigsten Gipfel Österreichs glänzt in der Morgensonne. Keine einzige Wolke trübt den strahlend blauen Himmel. Die Fahrt mit der Panoramabahn hält, was ihr Name verspricht: vom Großvenediger bis zum Großglockner zeichnen sich die schroffen Züge der Hohen Tauern ab. Spätestens hier wird jedem klar: Kitzbühel ist mehr als Streif und Hahnenkamm und bezeichnet sich wohl zu Recht als eines der besten Skigebiete der Welt. Doch nicht nur die Landschaft zeigt sich hier oben von einer anderen Seite, auch die Menschen. Freestyler, ob auf dem Snowboard oder auf Twin-Tips, sorgen seit Jahren für alternative Events und einen erfrischenden Lifestyle in der Ski-Metropole. Diese Entwicklung war letzten Endes von einer eigenständigen Interpretation des alpinen Wintersports und der beispiellosen Hingabe einer Reihe besonderer Persönlichkeiten geprägt.

"Ich denke, Freestyle ist einfach ein neues Lebensgefühl - nicht stur die Pisten hinunterzufahren, sondern mit der Natur zu spielen und das Ganze mit Sport zu verbinden." Toni Lassacher, Hüttenwirt auf der Hanglalm.

Möchte man mehr über Freestyle in Kitzbühel erfahren, begibt man sich am besten direkt in dessen Epizentrum auf die Hanglalm, wo eindrucksvoll der Snowpark Hanglalm thront. Hier türmen sich drei Reihen von immer größer werdenden Schneebergen auf. Dies ist aber erst einer von drei Parkbereichen, die sich über eine Gesamtlänge von 1300 Metern erstrecken und für jeden Besucher - unabhängig der Könnerstufe – die passende Spielwiese parat haben.

Vor rund zehn Jahren sah es hier durchwegs anders aus. "Früher mussten wir uns die Schanzen selber bauen, da gab es noch keine Snowparks", wirft Lisi Obermoser einen Blick zurück zu ihren Anfängen. Als gebürtige Kitzbühelerin hat die junge Mutter die Entwicklung des Wintersports in ihrer Heimat von klein auf miterlebt. Irgendwann beschloss Lisi kurzerhand, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen: "Mein Wunsch war es halt immer, dass ich auch einen Park bei mir zuhause hätte, so wie es sie auch schon woanders gab. Anfangs haben wir den Park am Horn selber gemacht und im nächsten Jahr ist dann schon QParks eingestiegen", erinnert sich Lisi. Gemeinsam mit ihren langjährigen Freunden Max Schirmeisen und Flo Hasenauer, zeichnet sie sich auch seit einigen Jahren für die Sick Trick Tour - eine Contest-Serie für Freeskier und Snowboarder - verantwortlich. Der Snowpark Hanglalm bedeutete auch eine maßgebliche Bereicherung für die Tour, wie Flo betont: "Den Tourstop auf der Hanglalm gibt es seit ca. 4-5 Jahren. Mit der Entwicklung des Snowparks ist dann auch die Sick Trick Tour zum Pass Thurn reingesiedelt. Am Anfang war sie ja noch am Kitzbüheler Horn. Im Laufe der Zeit haben sich die Ansprüche an Contests und an das ganze Set-Up vergrößert. Somit war die Gelegenheit mit dem Snowpark Hanglalm für uns natürlich gewaltig und wir konnten unser Hauptevent in Kitzbühel auf ein ganz anderes Level heben." Mittlerweile ist die Sick Trick Tour ein fester Bestandteil der Tiroler Contest-Szene und vor allem für den Freestyle-Nachwuchs ist sie eine wichtige Plattform geworden. "Der Zulauf zum Event wird immer größer. Heuer hatten wir etwa 100 Teilnehmer, so viel wie nie zuvor. Das Wetter war ein Traum und der Park war in einem Top-Zustand. Einem perfekten Contest ist also nichts im Wege gestanden."

Auf der silbernen Containerwand zeichnen sich die roten Umrisse des omnipräsenten Kitzbüheler Kitz' ab. Daneben fahren zwei Snowboarder ein. An ihren uniformen Outfits erkennt man, dass sie wohl keine normalen Gäste hier im Snowpark sind. Aus dem Container tritt ein weiteres Mitglied der Shapecrew. Er übergibt den beiden Schaufel und Schneerechen und weist sie an, die Elemente im mittleren Park nachzubessern. Franz Josef Lechner kennt die notwendigen Handgriffe, arbeitet er doch seit sechs Jahren als Parkdesigner hier im Snowpark Hanglalm. Während Franz alleine in der Chill-Area zurückbleibt, macht er sich daran, die Liegestühle für die bald eintreffenden Besucher des Parks zurechtzurücken. Dennoch gibt es für ihn und seine Crew keinen trägen Arbeitsalltag: "Das Wetter, Schneebedingungen, Neuschnee machen jeden Tag zu einer neuen Herausforderung. Man muss täglich neu auf Probleme reagieren, auch die Leute bearbeiten den Park jeden Tag anders", schildert er einige Facetten seines Jobs und lässt sich in einem der Liegestühle nieder. "Wir sind in den letzten Jahren massiv größer geworden. Wir haben aus einem drei Parkbereiche gemacht und wir arbeiten an einem vierten, unterhalb der Hanglalm-Hütte. Was unseren Park auszeichnet, ist sicherlich die Länge, wir haben beinahe die ganze Liftlänge verbaut."

Von dem, was Franz mit dem Snowpark für das Skigebiet leistet, ist auch Andreas Hochwimmer von der Bergbahnen Kitzbühel AG überzeugt:"Wir hatten das Glück, dass wir vor einigen Jahren mit Franz einen sehr guten Parkdesigner gefunden haben. Er sorgt dafür, dass ein gutes Klima zwischen der Shapecrew und den Bergbahnen herrscht und alles optimal organisiert ist." Als Betriebsleiter richtet Andreas besonderes Augenmerk auf die Entwicklung des Snowparks und das Publikum auf der Hanglalm: "Uns ist schnell bewusst geworden, dass wir dem jungen Publikum eine Perspektive geben müssen und haben erkannt, dass ein Funpark die Zukunft ist. Wir wollen auch künftig viel investieren, damit wir weiterhin am neuesten Stand sind und den jungen Leuten das bieten können, was sie sich vorstellen."

In regelmäßigen Abständen bewegen sich Gruppen von Freeskiern und Snowboardern durch die Anlage. Einige sind Teil der Freestyle-Gruppe ihres Schulskikurses. Während die Kleineren von der Lehrerin über die Flat-Box gezogen werden, testen die Größeren die Kicker im unteren Parkbereich. Der Weg aus Graz bis nach Kitzbühel hat sich gelohnt - die Kids sind bestens gelaunt. "Der typische Skikurs sieht mittlerweile anders aus als noch vor 10 Jahren, heute muss jeder Skikurs eine Freestyle-Gruppe haben, sonst langweilen sich die Kids. Viele machen das privat in den Ferien und erwarten sich das dann auch beim Skikurs. Deshalb achtet unsere Schule bei der Auswahl des Skigebiets darauf, dass es dort einen Snowpark gibt", schildert die Klassenlehrerin aus Graz die Vorbereitungen des Schulskikurses. Für die Kids ist ein Snowpark nicht bloß Kür, sondern Pflicht "Der Park hier ist cool. Eine Halfpipe wäre noch super, sonst ist eigentlich alles da." Auf die Frage, wieso sie lieber im Park unterwegs sind als auf der Piste, ertönt es im Chor: "Weil's guat is!".

Wie gut der Snowpark bei den Jungen ankommt, weiß auch Patrick Hollaus, Freestyle-Coach beim Kitzbüheler Ski Club. Nach vielen Jahren als Freeski-Profi gibt er heute seine Erfahrungen an die nächste Generation weiter. "Sehr wichtig für mich ist, dass ich die Jungs zu nichts zwinge und dass sie Spaß an der Sache haben. So kommt der Erfolg von ganz allein!", verrät Patrick sein Erfolgsgeheimnis. Die Früchte seiner Arbeit konnte der stets braungebrannte Coach auch bei den diesjährigen Sick Trick Tour Open ernten: Das Podest der Freeskier war fest in der Hand des KSC-Nachwuchs. Doch auch er ist von der schnellen Entwicklung im Freestyle-Bereich immer wieder aufs Neue beeindruckt: "Das Level in der ganzen Szene hat sich massiv verändert. Man denkt sich jedes Jahr, es ist unglaublich, was alles möglich ist. Und schon in der nächsten Saison werden wieder neue Mega-Tricks gezeigt!"

Zwei, die jede Menge dieser Tricks auf Lager haben und direkt von der Entwicklung rund um den Snowpark Hanglalm profitieren, sind Betty Wildauer und Eva Gruber. Sie zählen zum Team von Chix'n'Gravy, einem jungen Kitzbüheler Mode-Label, dessen Gründerin Simone Ober mit ihrem Shop gerade eben ins Stadtzentrum übersiedelt - in die Kitz Galleria umgeben von Louis Vuitton & Co. Die beiden Sportlerinnen erleben eine aktive Szene, die jungen Ridern eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet. "Mittlerweile gibt es schon einige Contest-Formate. Neben der Sick Trick Tour, gibt es natürlich auch die QParks Tour, bei der man die ganze Saison lang Punkte bei den einzelnen Tour-Stops sammeln kann und es am Ende ein großes Finale gibt. Dadurch pusht man sich gegenseitig und verbessert sich ständig."

Die Arbeit am Berg ist für Franz Lechner und seine Shapecrew nach Liftschluss noch lange nicht vorüber. Aber auch nach einem langen Arbeitstag möchte Franz mit keinem anderen tauschen: "Du bist manchmal auch noch am Berg, wenn alle anderen Gäste schon gefahren sind. Das sind ganz einzigartige Momente." Lisi, Max, Flo, Patrick und Franz - allen ist eines gemeinsam: Für sie ist der Freestyle-Sport kein hohler Modebegriff, sondern ein Lebensgefühl. Ein Leben ohne - unvorstellbar. Wie lange sie noch dabeibleiben werden? Lisi: "Ich hoffe ewig! Das ist einfach meine Leidenschaft." - "Wir wollen das Level der Sick Trick Tour noch steigern. Wir wollen noch mehr mediale Präsenz und höhere Preisgelder erzielen", ergänzt Flo. "Man könnte ja einen Sick Trick Tour Stop auf der Mausefalle machen", schlägt Patrick schmunzelnd vor, "das wäre sicher medienwirksam!" Nach kurzem Gelächter fügt Patrick aber nachdenklich hinzu: "Ich denke nicht, dass man das Hahnenkamm-Rennen als Maßstab für Snowboard- und Freeski-Events hernehmen sollte." Auch für ihn steht Freestyle vor allem für Freude am Sport und frei ausgelebter Individualität. Dieses Lebensgefühl soll auch für die kommenden Generationen spürbar bleiben und nicht zwischen Kitsch und Kommerz verschwinden.

Videot

Links